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Was ist eigentlich eine Full-Follow-Up Steuerung?

 

Eine einfache hydraulische Steuerung mit einem Ruderzylinder und einer mechanischen Steuerpumpe - als sozusagen das untere Extrem der hydraulischden Steuerungen - kennt das befragte Problem nicht. Siehe Bild rechts. Das Steuerrad, montiert an der Steuerpumpe, fördert Hydrauliköl in den Steuerzylinder, und die Steuerrad-Position wird kurzfristig einer vergleichbaren Position des Steuerzylinders entsprechen, sodass man aus der Position des Rades auf die Position der Ruders schließen kann. Steuerrad hart steuerbord = Ruder hart steuerbord. Steuerrad mittschiffs = Ruder mittschiffs. Steuerrad leicht backbord = Ruder leicht backbord.

Langfristig ist das nicht ganz korrekt, denn hydraulische Steuerpumpen haben Schlupf, und das Bild verändert sich über die Zeit langsam - aber im Prinzip sind die Dinge wie hier beschrieben.

Bei größeren Systemen, die elektrisch bzw. elektronisch gesteuert werden, ist das nicht immer so. Die direkte Vergleichbarkeit von Ruder- und Steuergeber-Position ist nur bei Full-Follow-Up Systemen gegeben.

Non-Follow-Up

Stellen wir uns jetzt ein Schiffssteuersystem vor, das das Ruder, über elektrische Signale gesteuert, hydraulisch bewegt. Dieses System hat einen oder mehrere Steuerzylinder, und es hat mindestens einen elektrischen bzw. elektronischen Signalgeber, sozusagen den Ruderlage-Steuerungsgeber. Den Rest des Systems ignorieren wir hier einmal. Es mag weitere Elemente geben wie Autopilot oder auch einen oder mehrere weitere Steuerstände - elektronisch oder hydraulisch, Servo oder manuell.

Rechts sehen Sie eine Abbildung, die diesem System entsprechen könnte. Der Jog Lever rechts im Bild, eine elektrische Hebelsteuerung, arbeitet als elektrischer Schalter, und gibt bei Bewegung aus der Mitte heraus Schaltsignale für

  • Ruder weiter nach Steuerbord bewegen, oder
  • Ruder weiter nach Backbord bewegen.


Eine Betätigung des Jog Levers in die eine oder andere Richtung wird eine Bewegung des Ruders in diese jeweilige Richtung veranlassen. Sobald man den Hebel loslässt, geht er in die Mittelstellung zurück, und das Ruder bleibt dort stehen, wo es gerade steht. Es geht also nicht automatisch in die Mittelstellung zurück. Das Schiff wird in unserem Beispiel also typisch so lange im Kreis fahren, bis man das Ruder mit dem Jog Lever per "Hebel in die Gegenrichtung bewegen" wieder in die Mittelposition gebracht hat.

Das Ruder folgt nicht automatisch dem Jog Lever, sondern folgt nur zeitbezogen den elektrischen Impulsen, solange man den Hebel drückt. Die Position des Jog Lever und die Position des Ruders sind grundverschieden und haben nichts miteinander zu tun.

Eine Non-Follow-Up Steuerung. Der eine folgt nicht direkt dem anderen.

Full-Follow-Up

Wir stellen uns nun ein komfortableres Steuersystem vor, das aus Anwendersicht so funktioniert wie eine Autosteuerung. Wir haben ein Lenkrad - das mag rund sein, oder wie ein Flugzeuglenker aussehen, oder auch einen Hebel haben. Im Prinzip egal. Uns geht es hier darum, daß jede Bewegung des Steuergebers (im Auto-Fall des Lenkrads) eine entsprechend parallele Bewegung der Reifen, oder im Flugzeug des Seiten- oder Höhenruders, oder an Bord des oder der Ruder, oder auch der Pods oder der Jet-Antriebe, zur Folge hat.

Charakteristisch ist, daß die Position des Steuergebers zeitgleich (oder mit sehr geringer Verzögerung) vom Ruder kopiert wird, und die Rad- oder Hebelposition immer ein direktes Bild der Ruderposition abgibt. Das Steuerrad steht auf hart Backbord, das Ruder auch. Das Steuerrad steht mittig, das Ruder auch. Das Steuerrad steht auf leicht Steuerbord, das Ruder auch. Das umzusetzen und so ein sehr komfortables und Steuermann-freundliches Steuersystem zu liefern, das ist Ziel und Grundsatz der Full-Follow-Up Steuerung.

Technisch bedarf es einiger weiterer Bausteine, deren Vorhandensein eine solche Steuerung erst ermöglichen. Es muss ein Rechner im Sytem integriert sein, der die Ruderposition und die Steuergeber-Position erkennen, und diese auf einander abstimmen kann. Dazu muss ruderseitig ein Ruderlage-Rückmelder vorhanden sein - gegebenenfalls auch eine Transferbox oder ein Verstärker, der dessen Signale an den Rechner gibt. Oft kommen weitere System- oder Kundenwunsch-bedingte Komponenten hinzu. Aber immer wenn wir eine Ausrichtungs-nachgeführte Steuerung haben, bei der Steuergeber und Ruderposition sozusagen synchronisiert werden und einander entsprechen, haben wir eine Full-Follow-Up Steuerung vorliegen.

Das Bild rechts zeigt ein solches System - allerdings ein recht umfassendes, mit mehreren Steuerständen, mehreren Ruderlage-Rückmeldern, Transferbox und Verstärker, Powerpack-gesteuertem Ölfluss, und mit einer manuellen (Not-) Steuerpumpe im System.

Full-Follow-Up = vollständig nachgeführte oder nachführende Steuerung.

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